Kaum zwei Wochen ist’s her, da wurde hier was von Saisonfinale erzählt und jetzt kommt der Chronist schon wieder mit einem Text um die Ecke? Was soll denn das? Halbsenile Selbstbeweihräucherung nach Machart „wir leben noch“? Nee nee, das Finale ist lediglich etwas zu früh ausgerufen worden. Kann in der Hitze des Gefechts schonmal passieren wie man(n) weiß…
Dass wir im August nicht das Jahr abschließen wie zu längst vergangenen Zeiten, dürfte langsam allen klar sein, es folgen ja noch sommerliche Karnevalsfeten und winterliche Gasthausgigs… nee, ich bin nicht betrunken, ist wirklich so. Die Welt steht ja ohnehin Kopf, warum dann nicht mit Heggen im Hochsommer Karneval feiern und den Heiligabend im Gasthaus einläuten? Soviel zur europäischen Angststarre, Wladimir. Leck uns am Arsch!
Aber zurück zum Text: Informationen zu den erwähnten dereinstigen Anachronismen folgen noch; die hatten wir natürlich auf der Platte, aber das „Frennest“ nicht einmal unsere letzten Schützenfest-Gigs dieser Saison waren, ist uns irgendwie durchgegangen… muss die Hitze sein (alles zur Hitzeschlacht von Freienohl und Ennest zum Nachlesen hier: https://brandstifter.band/2022/07/28/ekstase-und-erschoepfung/).
Denn: Es stand ja noch ein Angstgegner auf dem Programm: Deilinghofen 2022. Nur ein Abend zwar und dann auch noch der allseits beliebte Montag, aber ein für alle komplett neues Fest mit – der Legende nach – hohem Publikumsaufkommen, ausgetragen von einem veranstaltenden Vorstand, der sich bereits 2019 in heimlicher Mission auf die Fahrt durchs gesamte Sauerland gemacht hatte, um uns heimlich auszuchecken. Vertragsverhandlungen und vielversprechende Gespräche folgten, bis das Unnennbare über uns hereinbrach. Ihr wisst schon, die Phase als der berühmteste Christian der Nation noch keinen Quatsch über Finanzen sondern interessantes Zeug über Viren erzählte. Das führte dazu, dass der mühselig vorbereitete Gig in Deilinghofen um zwei Jahre verschoben werden musste. Kinder wurden geboren, Studiengänge und Promotionen abgeschlossen…
…aber am vergangenen Montag war es dann endlich soweit, wir machten uns nachmittags mit zwei Anhängern voller Technik und Instrumente auf nach Deilinghofen. Erster Eindruck: Nicht gerade ein lauschiges Plätzchen, so mitten im Gewerbegebiet. Allerdings: Wo sonst hätte man so ein – zugegebenermaßen sehr hübsch dekoriertes – Monstrum von Zelt auch aufstellen sollen? Die schiere Größe flößte ersten Respekt ein. Dass der Holzboden – augenscheinlich von der großen Publikumsmenge an den Vorabenden – bereits so durchgetreten war, dass man praktisch drin versank, noch mehr. Da musste aufbaumäßig etwas improvisiert werden. Aber letztendlich standen Technik und Instrumente in Rekordzeit. Es folgten sehr herzliche Begrüßungen seitens der Vorstandskollegen Karl und Thomas… lange nicht gesehen und doch wiedererkannt. Soweit so schön. Nächste Frage: Wie jetzt aus den schwitzigen Aufbau- in die frischen Bühnen-Klamotten schlüpfen? Das ohnehin sehr tiefhängende Banner erwies sich als erschreckend transparent und der Zelt-Gigant füllte sich zusehends mit Menschen. Aber da war ja was: Zwei Anhänger! Das musste genutzt werden. Und so dackelte eine verschwitze kleine Meute von Musiker:innen vom Festgelände zum gegenüberliegenden Parkplatz, kletterte nacheinander in den Anhänger… und kam nach wenigen Minuten in bester Marijke Amado-Tradition frisch und wohlriechend wieder raus. Dieses Verfahren bietet natürlich nur einen Vorteil gegenüber dem öffentlichen Striptease im Zelt, wenn die zur Hauptverkehrachse gerichtete Heckklappe des Hängers auch geschlossen wird. Ein Umstand, den ein hier nicht namentlich zu nennendes Bandmitglied in typisch bassistischer Minimalaufwands-Mentalität völlig außer Acht ließ. Kann man machen…
So, ne volle Seite Vorgeplänkel. Was war jetzt mit dem Gig? Das kann man kurzhalten: Einfach umwerfend. Stimmungsmäßig hätten wir uns einen besseren Saisonabschluss nicht wünschen können. Über die gesamte, gewohnt pausenarme Spielzeit hinweg, zeigten Deilinghofener und Zugereiste wie Party funktioniert und brachten das ohnehin schon malträtierte Bodenmaterial ein ums andere Mal an die Belastungsgrenze. Richtig schön fanden wir, das beides funktionierte: Party-Schlager nach Layla-Art aber auch unsere persönlichen Genusstücke von Manfred Mann, Rammstein oder den amerikanischen Rock- und Punk-Größen. Metallica als krönender Abschluss – übrigens beeindruckend rausgerotzt von einem enorm hetfieldenen (nein, Autokorrektur, das bleibt so!) Calle, der sich zusätzlich zu seiner ohnehin nicht unbeträchtlichen Aufgabensammlung noch kurzfristig die Stücke unseres leider verhinderten Olli draufgeschafft hatte.
Ein wirklich gelungener Party-Abend! Vielen Dank Deilinghofen, dass es endlich geklappt hat! Wir hoffen, wir sehen uns wieder!